Geschichte
Jeder Ort hat seine eigene kleine Geschichte. Unsere Geschichte soll noch ergänzt werden…
Wenn auch Sie einen Beitrag, Fotos oder ähnliche wertvolle Informationen zur Flammersfelder Geschichte besitzen,
lassen Sie Ihre Informationen nicht in der Schublade verstauben, auf unserer Homepage sind Sie gut aufgehoben.
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit Manfred Berger.
Friedrich-Wilhelm Raiffeisen
wurde am 30.03.1818 in Hamm/Sieg geboren. Aufgrund eines Augenleidens musste er seinen Militärdienst im Jahr 1843 quittieren. Er schlug daraufhin die Verwaltungslaufbahn ein und wurde am 15.01.1948 zum kommissarischen Bürgermeister in Weyerbusch ernannt. Im Jahr 1845 ehelichte Raiffeisen Emilie Storck. Die Eheleute Raiffeisen hatten 9 Kinder, von denen 5 sehr früh verstarben. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1863 heiratete Raiffeisen erneut.
Im März 1848 übernahm Friedrich-Wilhelm Raiffeisen das Bürgermeisteramt in Flammersfeld. Hier war er bis zum Jahre 1852 tätig. Danach wurde Raiffeisen zum Bürgermeister von Heddesdorf ernannt.
Während seiner Amtszeit in Weyerbusch, Flammersfeld und Heddesdorf wurde der Bürgermeister immer wieder mit Armut in der Bevölkerung konfrontiert. Er erkannte, dass eine der Ursachen die mangelnde Bildung war. Er ließ aus diesem Grund neue Schulhäuser bauen, um den Kindern mit einer entsprechenden schulischen Bildung bessere Zukunftschancen zu bieten.
Eine weitere Ursache für die Armut in den Westerwaldgemeinden waren fehlende oder schlecht ausgebaute Straßen. Die Bauern hatten keine Möglichkeit, ihre Agrarprodukte in anderen Gegenden anzubieten und zu verkaufen. Aus diesem Grund begann Raiffeisen mit dem Bau der heutigen Raiffeisenstraße, die mit einer Länge von ca. 40 km von Weyerbusch über Flammersfeld nach Heddesdorf führt. Während seiner Amtszeit in Flammersfeld baute Raiffeisen eine weitere Straße von Asbach nach Bad Honnef.
In seine Flammersfelder Amtszeit viel auch die Gründung des“ Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte“. Zahlreiche Bauern waren bei den örtlichen Wucherern hoch verschuldet. Raiffeisen konnte seinerzeit 60 wohlhabende Einwohner gewinnen, seinem Verein beizutreten. Die Zielsetzung bestand darin, für die in Not geratene Bauern Vieh zu beschaffen.
Der in Weyerbusch gegründete Brodverein und der vorgenannte Hülfsverein waren zwar anfänglich sehr erfolgreich, aber auf Dauer in dieser Form nicht überlebensfähig, weil sie überwiegend auf dem Prinzip der wohltätigen Fremdhilfe beruhten. Da die Vereine nach Einschätzung von Raiffeisen nur auf der Grundlage der Selbsthilfe Bestand haben konnten, erwuchs aus den Wohltätigkeitsvereinen die erste Raiffeisengenossenschaft. Raiffeisens Ideen sind heute ebenso wie vor über 120 Jahren gültig und wirksam. Sie haben nicht nur in Deutschland zum Aufbau einer starken und leistungsfähigen ländlichen Genossenschafts-Organisation geführt. In fast 100 Ländern auf allen Kontinenten gibt es heute 333 000 Genossenschaften, die im Sinne von Raiffeisen tätig sind und das Prinzip der Hilfe durch Selbsthilfe praktizieren.
Bahnhof Flammersfeld in Seelbach
Wilfried Klein aus Seelbach, der sich mit der Geschichte der Unterwesterwaldbahn im Bereich des ehemaligen Bahnhof Flammersfeld in seinem Heimatort Seelbach beschäftigt machte eine Reihe interessanter Aufzeichnungen worüber wir an dieser Stelle berichten.
Im Wandel der Zeit
Das Dorf Seelbach bei Flammersfeld liegt in einer ländlich geprägten, strukturarmen Gegend im Westerwald. Wie viele andere Dörfer in der Gegend lebte die Bevölkerung früher meist von der Landwirtschaft, die Anzahl der Arbeitgeber war nicht groß, und oft mussten weite Anfahrtswege in Kauf genommen werden. Der Bau der Eisenbahnlinie durch das Wied- und Holzbachtal der 1882 begann, veränderte dann das Leben und Arbeiten in den Dörfern. Es entstanden Arbeitsplätze bei der Bahn, im Transportwesen, im Bergbau und in Zulieferbetrieben. Am Anfang stand dabei der Erztransport im Vordergrund. Mit dem Bau der Bahnstrecke nach Linz und des Bahnhofs Flammersfeld im Jahr 1911 entstanden zahlreiche Firmen im näheren Umfeld. Auch Betriebe in der weiteren Umgebung nutzten den Bahnhof Flammersfeld, wie der Bahnhof in Seelbach hieß, als Umschlagplatz für die unterschiedlichsten Güter. Die Bahnstrecke war lange Jahre die einzige Möglichkeit für die Menschen zur Schule und zur Arbeit zu kommen. Flammersfeld war ein Fremdenverkehrsort und der Bahnhof war der Anlaufpunkt für ab- und anreisende Gäste; der Transport zwischen Flammersfeld und Seelbach wurde von den Hotels und Pensionen organisiert. Die Ausbreitung des Individualverkehrs in den siebziger Jahren machte den Personenverkehr auf der Bahnstrecke unrentabel. Die Schließung der Gruben und das Anwachsen des LKW-Verkehrs sorgten bereits Jahre vorher für einen Abschwung beim Güterverkehr. Die Bahn trennte sich von vielen Gleiskilometer ihres Netzes sowie von zahlreichen Bahnhöfen, so auch vom Bahnhof Flammersfeld. Durch den Güterverkehr nach Raubach und Puderbach wurde die Strecke durch Seelbach aber bis heute erhalten, wenn auch alle Gleise auf dem Bahnhofsgelände zurückgebaut wurden.
Der zeitliche Ablauf
Im Jahre 1881 erfolgte der Übergang der Verwaltung Rheinische Eisenbahngesellschaft auf den Preußischen Staat. Zuständig für die Bahnlinien war ab jetzt die Königliche Eisenbahndirektion zu Cöln. Militärstrategien und die Forderung nach Transportmöglichkeiten für die Industrie (Erz) brachte das Reich zur Verstaatlichung des Eisenbahnbaus und -Betriebs. Schon Jahrzehnte vorher gab es Pläne für den Ausbau der Bahnen im Westerwald.
Der Bau der Bahnlinie durch das Wiedbachtal (Unterwesterwaldbahn) beginnt.
1882 beginnen die Bauarbeiten auf der insgesamt 147,5km langen Strecke. Am Pfingstmontag 1884 werden die neuen Linien der Unterwesterwaldbahnen in Betrieb genommen. Folgende Bahnhöfe waren nun miteinander verbunden. Altenkirchen, Siershahn, Selters, Dierdorf, Raubach, Marienrachdorf, Puderbach, Seifen und Neitersen. Kurze Zeit darauf wurde auch die Meterspurbahn von der
Grube Luise (Niedersteinebach) nach Seifen gebaut. Danach übernahm auch eine Kleinbahn den Erztransport von der Grube Harzberg bei Burglahr.
Flammersfeld stellt Antrag zum Bau eines Bahnhof
Im Jahr 1907 reicht die Gemeinde Flammersfeld ein Gesuch zum Bau eines eigenen Bahnhofs ein. Es sollte gleichzeitig der Endbahnhof der zukünftigen Strecke nach Linz sein. Man hatte Erfolg und die damals geplante Verlegung des Bahnhofs Seifen wurde zu den Akten gelegt. Gerüchte sagen das die damalige Gemeinde Seelbach dem Wunsch der Flammersfelder zu dieser Namensgebung stattgegeben hat, um den Bau der Straße nach Flammersfeld von den Flammersfeldern finanzieren zu lassen. 1911 beginnen dann die arbeiten zum Bau des Bahnhofs in Seelbach. Es entstanden auch einige feste Arbeitsplätze auf dem neuen Bahnhof.
Bahnstrecke Altenkirchen – Linz am Rhein
Im Jahr 1912 erfolgte dann auch die Inbetriebnahme der Strecke Linz – Seelbach (Bahnhof Flammersfeld). Zahnradloks befuhren die Strecke von Linz bis Neustadt, weil die Steilstrecke Linz – Kahlenborn nicht mit gewöhnlichen Zugmaschinen befahren werden konnte. Für unsere Region war dies eine seltene Variante des Zugbetriebs. 1923 zur Besatzungszeit der Franzosen, wird vom Rhein bis Seifen gefahren aber zwischen Flammersfeld und
Altenkirchen ruht der Verkehr. Seifen ist damals Kopfbahnhof. Die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs bis Altenkirchen erfolgte am 16.11.1924. Für mehrere Wochen hatten 1940 der Feldmarschall Rippentrop und Heinrich Himmler ihr Hauptquartier auf dem Bahnhof Flammersfeld im Salonwagen „Heinrich“ bezogen. Während des Aufenthalts des Feldmarschalls landete der damalige italienische Außenminister (Galeazzo Ciano Graf von Cortelazzo ) mit einem „Fiseler Storch“ auf einer nahe gelegenen Wiese. Das Fotografieren des Zuges war strengstens untersagt. Wachmannschaften taten rund um die Uhr ihren Dienst. Bei Luftangriffen fuhr der Zug in den Seifener Tunnel, leider passte er nicht ganz hinein und Zugkopf und/oder das Heck des Zuges standen im Freien. Es wird erzählt, das man sich vielleicht mit dem Bahnhof Flammersfeld vertan hätte, und ein anderer Standort das eigentliche Ziel gewesen sei.
Schließung der Linie Altenkirchen – Linz durch Bombardierung
Am 11.03.1945 erfolgte die Zerstörung der Brücken und der Strecke nach Linz durch die Luftwaffe der Nazis. Die Schäden durch die Bombardierung (acht Brücken wurden zerstört) waren so groß, das der Wiederaufbau nicht wirtschaftlich war. Die Ruinen der Brückenköpfe sind heute noch im Wiedtal sehen. Zum Teil ist die Bahntrasse inzwischen als Wanderweg ausgebaut. Am 25.03.1945 gab es eine weitere Bombardierung durch die amerikanische Luftwaffe. Ziel des Angriffs waren unter anderem die Bahnhöfe Altenkirchen, Flammersfeld und Dierdorf.
Der Bahnhof Flammersfeld wurde nicht beschädigt.
Schienenbusse kamen nach dem Krieg auf
Im Jahr 1952 nahmen die ersten Schienenbusse auf der Bahnstrecke den Betrieb auf. Die Bedarfshaltestellen Reichenstein, Oberähren, Berzhausen und Schöneberg wurden eingerichtet. Der Schienenbus war für viele Arbeitnehmer und Schüler das tägliche Verkehrsmittel. Mit dem Personenverkehr versuchte die Bahn das sinkende Frachtaufkommen auf den Nebenstrecken in der ganzen Bundesrepublik zu kompensieren. 1956 waren im Bahnhof Altenkirchen 21 Schienenbusse beheimatet.
Das „Sterben“ der Linie und der Bahnhöfe beginnt.
Ab dem 28.Mai 1967 war der Einsatz des Schienen-Straßen-Busses im neuen Sommerfahrplan nicht mehr vorgesehen. Das kuriose Fahrzeug konnte offensichtlich nicht mehr rentabel betrieben werden. Die Entwicklung des PKW-Verkehrs verursachte gerade auf den Nebenstrecken der Bahn enorme Rückgänge der Kunden. Im Mai 1983 verliert der Bahnhof Flammersfeld durch Rückbau das Gleis Nummer 5. 1986 verschwanden auch die Gleise 1 und 2 Flammersfeld. Vier Jahre später, im Dezember 1990, wird das letzte Gütergleis auf dem Bahnhof zurückgebaut und damit ist der heutige Zustand ohne Gleisanlagen hergestellt. Inzwischen ist der
Bahnhof Flammersfeld in privatem Besitz. Es gibt aber wie beschrieben noch eine Durchfahrstrecke, die mit Ausnahme von Sonderfahrten nur von Güterzügen genutzt wird.
Heinz-Günter Augst
Alte Mühle in Ahlbach
Nicht weit von Flammersfeld, im Tal an der Straße nach Kescheid liegt der kleine Ortsteil Ahlbach. Bereits im Jahr 1432 wird dieser urkundlich erwähnt. Anlässlich der damaligen Einführung eines neuen Pfarrers in Flammersfeld wird ein Mann Namens Colne von Aylbach als Zeuge der kirchlichen Maßnahme aufgeführt. In Ahlbach gab es im Jahr 1579 fünf saynische Häuser mit fünf Pferden und zwei kölnische Häuser. Heute stehen in dem Flammersfelder Ortsteil rund 15 Häuser, darunter auch immer noch ein altes Mühlengebäude.
Abseits der Straße, direkt am Westerwaldsteig gelegen deutet beim vorbeigehen an dem Fachwerkhaus nicht viel daraufhin, dass hier früher Mühlräder im Betrieb waren. Kaum etwas erinnert mehr an eine Schleif- und spätere Ölmühle. Angetrieben vom Wasser des kleinen Bachlauf Ahlbach der bei Kescheid in den Mehrbach mündet, liefen hier die Räder wohl schon um 1700 rund, so steht es im Buch 900 Jahre Flammersfeld das 1996 von der Ortsgemeinde herausgegeben wurde. Zu dieser Zeit diente die Schleifmühle zum schleifen von Eisenwerkzeugen. Ende des 18 Jahrhundert wird darüber berichtet dass die Mühle inzwischen eine Ölmühle war. Später wurde hier dann Mehl gemahlen. Endgültig geschlossen wurde die Ahlbacher Mühle Mitte der 60er Jahre. Letzte Müllersfamilie waren Anna und Valentin Müller.
Foto: Heinz-Günter Augst
Alte Schule in Flammersfeld
Der Platz auf dem heute der Kindergarten Flammersfeld steht, war einst der Standort der alten Dorfschule des Ortes. Die älteren Bewohner von Flammersfeld können sich noch gut an das Backsteingebäude und den unterhalb der Straße liegenden Schulhof, sowie an das alte Toilettenhäuschen rechts neben dem Schulgebäude, mit der stets markanten „Duftnote“ erinnern. „Die alte Schule hatte zu meiner Zeit zwei große Klassenzimmer“, so berichtet die heutige Ortsbürgermeisterin Hella Becker. In dem Klassenzimmer der unteren Etage waren die Schüler der Klassen eins bis vier untergebracht, und die Kinder der Klassen fünf bis acht wurden in der oberen Etage unterrichtet. Auch eine Lehrerwohnung war in dem Gebäude vorhanden. Das Schulgebäude wurde in den Jahren 1886/87 erstellt. Vorher war die Schule im Wohnhaus des Küsters der Kirche. Dieses Amt war einst mit dem Schulmeisteramt verbunden. Nach der Schließung im Jahr 1965 stand das Gebäude einige Jahre leer, wurde aber wurde nochmals während der Kurzschuljahre Mitte der 60er Jahre genutzt . Danach baute die Flammersfelder Jugend im linken unteren Teil der Schule eine Disco. „Hier trafen sich damals regelmäßig die jungen Leute der Umgebung“, erinnert Hella Becker. Mit dem Abriss der rund 90 Jahre alten Volksschule, endete am 24 Januar 1973 ein Stück Flammersfelder Dorfgeschichte. Erwin Katzwinkel aus Flammerfeld schreibt im Buch der „Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Flammersfeld“ das im Jahr 1976 erschienen ist ein paar Seiten über das Schulwesen in Flammersfeld. Katzwinkel führte unter anderem auf, dass nicht genau nachzuvollziehen ist, wann die erste Schule in Flammersfeld entstanden ist, doch es ist anzunehmen, dass dies bereits kurz nach der lutherischen Lehre war. Ganz sicher ist aber dass nach 1600 eine Kirchspielschule in Flammersfeld existierte. Dies ist im Buch „900 Jahre Flammersfeld“ nachzulesen. 1614 wurde nämlich der damalige Schulmeister von Flammersfeld mit 10 Gulden bestraft, weil er mit dem Pastor von Birnbach in Streit geraten war, da er Schulden eintreiben wollte, ohne dazu die Berechtigung zu haben. Der erste Lehrer in Flammersfeld war laut Aufzeichnungen ein Henrich Rosenstein. Von 1714 bis 1734 war Johann Conrad Iskenius, Sohn des Flammersfelder Pfarrers Iskenius als Schulmeister tätig. Die letzten Lehrer an der alten Flammersfelder Schule waren Armin Kircher und seine spätere Frau Inge, geborene Knauf. Kircher wurde auch der erste Rektor der jetzigen Schule, und war später als Schulrat in Neuwied tätig.
Heinz-Günter Augst
Dort wo heute der Kindergarten Flammersfeld steht, war einst das alte Schulgebäude des Ortes.
Repro: Heinz-Günter Augst